10 Essentials mit großer Wirkung

Uns umgibt ein Überfluss an Dingen, fehlt uns was, können wir es in 24 Stunden liefern lassen. Manchmal sind es eher unscheinbare Gegenstände, die die Essenz in unserem Leben sind. Sie können uns Freude oder Ärger bereiten und spiegeln unsere Haltung und Identität wider. Zehn Alltagsgegenständen schenken wir hier mehr Beachtung – denn sie haben es verdient.

Blättere ich durch meine alten Notizbücher, merke ich, wie scharf meine Gedanken und aufmerksam meine Beobachtungen waren. Heute fällt es mir schwer, mich nicht am Handy oder Computer ablenken zu lassen. Ein wirksames Gegenmittel: Joggen gehen oder in einem Café sitzen und meine Gedanken auf Papier bringen, manchmal auch in Form von Skizzen. Mir ist das Schreiben mit den digitalen Ablenkungen abhandengekommen – ein großer Verlust, finde ich. Ohne Fokus, Aufmerksamkeit für Details, ohne klare Gedanken fühlt sich mein Leben unkontrolliert an. Schon als Kind habe ich Reisen als Tagebuch festgehalten (und mit viel Liebe alle möglichen Dinge auf Bücherseiten geklebt), Gedichte geschrieben, Beobachtungen notiert und Ideen festgehalten. Es gibt raffinierte Methoden, Notizbücher zu organisieren. Das alles ist nicht wichtig. Nicht jetzt, am Anfang. Wichtig ist, ein Buch zu haben, das man gerne in der Hand hält– eines, das einen überallhin begleitet. Dann fängt man an: Schreiben.

Eines von vielen Videos, die mir gezeigt haben, dass ich wieder mehr schreiben will.

Kugelschreiber sind ausgetrocknet, Bleistiftminen abgebrochen. Wenn du einen Stift gefunden hast, der schreibt, geht ihm mitten im Satz die Farbe aus, und du lässt ihn auf alten Einkaufszetteln kreisen, um ihn wieder zum Schreiben zu motivieren. Sicherlich hast du zu Hause auch einen Becher voll solcher Stifte. Das Schreiben wird so nie zu einem schönen Erlebnis. Warum bewahren wir dann so viel Müll wie einen Schatz auf, anstatt uns 2 oder 3 gute Stifte mit Nachfüllmine zuzulegen? Ein hochwertiger Stift ist ein schönes Geschenk und es bereitet Freude, mit flüssiger Mine zu schreiben. Die eigene Handschrift wird plötzlich respektabel, und du machst dir öfter Notizen. Schreiben kann – mit dem richtigen Stift – zu einem Erlebnis werden.

Da hilft keine Wetter-App: Wie oft haben wir uns beim Blick in die dunklen Regenwolken bei Rossmann für wenige Euro einen Knirps gekauft, der selten mehr als eine Handvoll Regen überstand? Ich erinnere mich daran, dass Straßenverkäufer in Paris auf die billigen Schirme spezialisiert waren. Fielen Regentropfen, hat es keine zwei Minuten gedauert, bis man einen Schirm angeboten bekam. In einigen Cafés stapeln sich traurig die vergessenen, ungeliebten Schirmchen. Man muss nicht in Hamburg leben, damit sich ein richtiger Regenschirm lohnt. Spaziergänge zu Zweit machen mit großen Schirmen doppelt Spaß, und man hat keine Angst mehr, weggeblasen zu werden. Vergessen habe ich meinen Schirm noch nie, dafür mag ich ihn zu sehr.

Meine Mutter sagt: Das Schlimmste an Ferienwohnungen sind die Messer. Denn wer versucht einen Kürbis oder Brot zu schneiden, hat Glück, wenn es nicht zu ernsthaften Verletzungen kommt. Im Ernst: Was für Messer verwendest du? Unter den zahlreichen, die du benutzt, wie viele sind wirklich gut? Wer einmal mit einem wirklich scharfen Messer geschnitten hat, weiß, welch ein Gefühl es ist, wenn es geräuschlos durch die Tomate gleitet wie ein Glühdraht durch Butter. Ohne Probleme lassen sich Millimeterschichten absäbeln. Das Essen schmeckt nicht nur bester, Kochen macht mehr Freude. Ein gutes Messer muss zwar ab und zu geschliffen werden, hält dann aber ein Leben lang. Also: Sag Tschüss zu deinem IKEA-Sortiment.

Eine Uhr ist heute mehr als nur ein Statussymbol. Uhren entschleunigen. Wenn ich eine Uhr trage, schaue ich weniger auf mein Telefon. Es ist nicht mehr so präsent, und ich bleibe im Augenblick. In Cafés oder in der Bahn greife ich oft unbewusst zur Uhr, wenn meine Hände Beschäftigung brauchen. Selbst wenn ich Handschuhe trage oder beide Hände voll habe, kann ich immer einfach die Zeit erfahren. Manche Uhren tragen Erinnerungen. Meine Uhr stammt von meinem Großvater. Zwar ist sie nicht wasserdicht, und ich muss sie alle drei Monate zur Reparatur bringen, aber ich habe sie immer noch.

Zur Fußball-WM 2023 hat Laura Freigang einen eigenen Fotoband veröffentlicht:1Fotoband “Kein Licht ohne Schatten” (Quelle: www.laura-freigang.de). Aber nicht nur die Nationalspielerin schwört auf Film und ihre Leica. Analoge Fotografie erlebt gerade ein Comeback. Zeitweise waren Filme vergriffen, weil Kodak die Produktion nicht so schnell hochfahren konnte. Es mag auf den ersten Blick schwer verständlich sein, warum man so einen großen Aufwand für scheinbar schlechte Qualität betreiben soll.Wer tausend Euro für ein Smartphone mit Leica-Linsen und KI-Nachbearbeitung ausgibt, braucht doch keine separate Kamera, denkt man instinktiv, doch das ist ein Trugschluss. Visuelle Erinnerungen entstehen aus einer bewussten Entscheidung für ein Motiv. Eine Kamera kann daher einen viel bewussteren Entschluss bedeuten als ein Handy, mit dem man alles mit Hunderten von Bildern festhält. Fotos sind immer eine Konstruktion der Wirklichkeit: Der Schleier von Nostalgie durch Unschärfe, Rauschen, Lichtbrüche und Farbprofile lässt das Erlebte sogar wirklicher erscheinen als die völlig perfekt scharfen HDR-Fotos aus dem Handy, die wir uns wieder mit Retrofiltern zu Recht retuschieren. Vielleicht benötigt man nicht zwingend eine Analogkamera – ich persönlich fotografiere und filme mit einer Sony Alpha 6500. Doch Kamera und Handy sind zwei verschiedene Dinge. Statt eines teuren Fotohandys könnte es besser sein, ein einfaches Telefon und eine separate Kamera zu kaufen.

Auch alte Digitalkameras sind wegen ihres Looks wieder gefragt.

Drei Milliarden Wegwerfbecher landen jährlich auf deutschen Deponien.2In Deutschland werden stündlich rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht (Quelle: BMUV). Denn du hast immer deinen eigenen To-Go-Becher dabei, sei es aus Thermoaluminium, Keramik oder doppelwandigem Glas mit Bambusdeckel. Für spontane Heißgetränke sollte man stets ausgestattet sein. Mein Becher, den ich bei einem DBB-Länderspiel in Hamburg gewonnen habe, erinnert mich immer an eine kuriose Geschichte: Ich fing zufällig ein T-Shirt von einem Maskottchen und blamierte mich anschließend in der Halbzeit, als ich auf dem Feld den Korb warf und kaum traf. Meine Kontrahentin gewann einen Basketball mit den Unterschriften aller Nationalspieler. Als Trostpreis erhielt ich einen DBB-Kaffeebecher. In Japan ist es üblich, Suppen oder Nudeln in Thermogefäßen zu transportieren oder liebevoll gestaltete Bentoboxen mitzunehmen. Wer Vorreiter sein möchte, besitzt ein Dosenset für Lebensmittel. Seit dem 1. Januar 2023 gibt es in Deutschland nämlich eine Mehrwegangebotspflicht. Alle gastronomischen Betriebe müssen Mehrweg anbieten. Darauf könnt ihr euch berufen und Essen in eigene Dosen füllen lassen.

Für ein Hatschi muss nicht gleich ein Wald sterben, denn es gibt kaum sinnlosere Papierprodukte als Taschentücher. Warum nicht einfach 10 bis 20 stilvolle Stofftücher anschaffen? Sie halten fast ein Leben lang und sind ein wahres Understatement für den Umweltschutz. Außerdem sind Tücher auch ohne Schnupfen vielseitige Helfer – sei es, um etwas von dir oder vom Tisch zu wischen.

Streichhölzer brennen nur 5 Sekunden. Dafür bestehen sie aus jeder Menge Verpackung und brauchen viel Platz. Ein Einwegfeuerzeug ist keine bessere Alternative. Damit verbrennt man sich genauso die Finger beim Grill- oder Kerzenanzünden. Befüllbare Feuerzeuge sind schon besser. Mein Favorit ist der Bunsenbrenner in meiner Küche, mit dem ich Kerzen und Grill anzünde oder Nachtische flambiere. Ein wahrer Alleskönner. Es gibt nichts Besseres!

Lärm ist eine Emission, die wie andere Schadstoffe krank machen kann. Trotzdem ist Lärm fast überall und kaum reguliert. Weltweit gibt es kaum noch Orte, die frei von menschlichen Geräuschen sind. Kopfhörer sind für mich ein Weg, die Außenwelt stummzuschalten. Noise Cancelling wird immer besser, und bei einem Podcast mit geschlossenen Augen kann ich gut nachdenken. Audio ist zudem ein Medium, in dem die typischen Suchtmechanismen von Social Media weniger wirken.

Jetzt du! Welcher Gegenstand in deinem Leben verdient es, etwas Besonderes zu sein? Kaffeemaschine, Werkzeugkasten, Schreibtisch oder Fahrrad? Notiere dir spontan drei Gegenstände und ersetze sie in nächster Zeit durch eine langlebige, stilvolle Variante, die Freude bereitet. Du räumst nicht nur auf und ärgerst dich weniger, sondern belohnst dich auch mit etwas Hochwertigem. Bei der Safari durch Kisten, Schränke und Schubladen entdeckst du vieles, was dir auch einiges über dich und dein Leben erzählt.

Fußnoten

  • 1
    Fotoband “Kein Licht ohne Schatten” (Quelle: www.laura-freigang.de).
  • 2
    In Deutschland werden stündlich rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht (Quelle: BMUV).

Ich liebe den Duft von warmen Wäldern, die Ränder der Ozeane und digitalen Kulturen. Hier teile ich meine Gedanken und experimentiere mit Ideen. Begleite mich auf meinem Spaziergang – von Banalem bis Tiefgründigem.